Bereits 1946 vollzog die WHO eine Abkehr vom rein biomedizinischen Gesundheitsbegriff, indem sie proklamierte, dass Gesundheit mehr als die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen sei, nämlich körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden umfasst.
Im Anschluss gab es mehrere Weiterentwicklungen im Verständnis von Gesundheit, wobei die sog. „salutogenetische Wende“ die folgenreichste gewesen sein mag. Hiernach möchten wir auf der individuellen Ebene verstärkt die Ressourcen fördern, die Menschen helfen, ihre Gesundheit zu erhalten.
Für das hier vertretene Verständnis von Gesundheit ist der Begriff des „Wohlbefindens“ entscheidend. Er erscheint deshalb so zentral, weil Wohlbefinden eine sog. „subjektive Tatsache“ (Schmitz) ist, d.h. dass niemand außer der/dem Betreffenden selbst über das eigene Wohlbefinden Auskunft geben kann. Wir können deshalb auch im Sinne von Schmitz von einem „leiblichen“ Gesundheitsverständnis sprechen. Der Leib ist nach Schmitz das, „was wir von uns spüren, ohne ein (Sinnes-)organ wie Auge oder Hand hinzuzunehmen“.
Das leibliche Gesundheitsverständnis hilft uns, die häufig künstlich anmutende Trennung zwischen sog. körperlicher und psychischer bzw. mentaler Gesundheit zu überwinden und unser Verständnis von Gesundheit näher an das reale Erleben zu bringen.
Stellen wir jemanden die Frage: „Wie geht es dir?“ erhalten wir genau eine Antwort, die das eigene Erleben spiegelt – und damit auf psychischer, körperlicher oder sozialer Ebene liegen kann, alle drei Aspekte umfassen oder gänzlich anderer Natur sein kann.
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